In der Türkei trifft man sie überall: Herrenlose Hunde und streunende Katzen. Tierfreunde in Antalya kümmern sich um diese Tiere. Wilfried Eggert und Ayhan Yasar leben seit fünf Jahren in Duaç bei Antalya. Es ist ein privates Hundeparadies, umgeben von Wald und Olivenhainen. Mit Unterstützung der Winterhilfe e.V. entstand auch ein eingezäuntes Gehege mit wetterfesten Hütten, damit die Kontrolle der Hunde vor allen Dingen in der Nacht gesichert ist.
Nicht alle türkischen Nachbarn in der Siedlung sind erfreut über den großen Einsatz der Beiden für die Straßentiere. Es braucht immer wieder viel Geschick vor allen Dingen von Ayhan, die Nachbarn bei Laune zu halten und ihren Einsatz verständlich zu machen. Die Katzen in Haus und Garten werden ohne Probleme akzeptiert, aber die immer noch bestehende Angst bei vielen türkischen Menschen vor den lieben Hunden macht es den Beiden oft schwer.
Doch nicht nur die Tiere im Haus und im Garten werden versorgt, sondern noch viel mehr Strassentiere in der unmittelbaren Umgebung. Diese fühlen sich im Wald und Olivenhainen sicher und werden deshalb dort täglich gefüttert. Neu hinzukommende werden entwurmt, kastriert, gekennzeichnet, geimpft und wenn notwendig ärztlich versorgt.
Die tierärztlichen Untersuchungen für seine Schützlinge, die Kastrationen, Impfungen und Medikamente kosten Geld. Ohne Patenschaften und Spenden, vor allem aus Deutschland, hätten Wilfried Eggert und sein Partner Ayhan Yasar längst kapitulieren müssen.
Anscheinend wurde Wilfried Eggert (59) die Tierliebe in die Wiege gelegt. Er ist auf einem Bauernhof geboren und aufgewachsen. "Im Kinderwagen hatte ich immer eine dicke Katze auf mir liegen, die mich wärmte. Meine Eltern mussten aufpassen, dass sie mich nicht erstickt." Aus dem Landmensch wurde ein Stadtbewohner. 1980 bricht er zu seinem ersten Türkeiurlaub auf. Zufällig lernt er eine Frau aus Ludwigsburg kennen, die den Tierschutz in diesem Land mitbegründet hat. Er hilft ihr, Hunde in Deutschland zu vermitteln.
Auch bei den zukünftigen Reisen steht die Tierrettung an erster Stelle. Vor sechs Jahren verliert der gelernte Buchdrucker seinen Arbeitsplatz. Die Chancen auf eine neue Anstellung sind gleich null. "Damals habe ich mich entschlossen, meine Zelte in Deutschland abzubrechen und nach Antalya umzusiedeln." Er bereut dies bis heute nicht. "Hier werde ich gebraucht, hier ist mein Lebensabend gerettet." Die Tiere danken für die Hilfe. Sie werden zutraulich und anhänglich. Das gibt ihm mehr als die vermeintliche Sicherheit in seiner Heimat.
Die finanzielle Situation bereitet so manche schlaflose Nacht. "Wir sind immer auf der Suche nach Paten, die uns unterstützen." Sie übernehmen den Schutz für ein Tier, lassen sich laufend informieren oder helfen bei der Vermittlung. Geld- und Sachspenden helfen weiter. Auch tut es gut, wenn Besucher anklopfen, um sich nach dem einen oder anderen Hund zu erkundigen, sich einfach solidarisch zeigen.
In Antalya hat sich der Zufluchtsort längst herumgesprochen. Tiere werden abgegeben oder finden alleine her, weil sie hier Futter bekommen. Wilfried Eggert: "Der Zulauf ist kaum zu stoppen. Zurzeit leben 13 Hunde und mehrere Katzen auf unserem Grundstück. Alle sind kastriert und geimpft. Für die meisten suchen wir liebe Tierfreunde in Deutschland." Nur drei Hunde werden nicht vermittelt. Die sind ihnen so ans Herz gewachsen, dass sie sich nicht mehr von ihnen trennen können. (14.10.2010)
Text: Dietmar Pedersen / Bilder: Dietmar Pedersen