Deutsche Türkei Zeitung

Bundesregierung widerspricht Ergogan

Die Bundesregierung hat die Forderung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zurückgewiesen, türkische Kinder in Deutschland sollten zuerst ihre Muttersprache lernen. Lehrer könnten ein Lied davon singen, wie schwer es Kinder hätten, die mit unvollständigen oder bruchstückhaften Deutschkenntnissen in die erste Klasse kämen, sagte Regierungssprecher Seibert. Die Regierung sei daher der Überzeugung, "dass das Deutschlernen in der Bedeutung dem Türkischlernen zumindest gleichgestellt" werden müsse. Vizekanzler Guido Westerwelle und die FDP forderten gar, türkischstämmige Kinder müssten zuallererst die deutsche Sprache beherrschen.

Erdogan hatte am Sonntag in seiner Rede vor rund 10.000 Zuhörern in Düsseldorf seine Landsleute zur Integration aufgerufen. Zugleich hatte er sich erneut gegen Assimilation gewandt und betont, das Recht der Minderheiten dürfe nicht ignoriert werden. Niemand werde in der Lage sein, die Türken von ihrer Kultur loszureißen. "Unsere Kinder müssen Deutsch lernen, aber sie müssen erst Türkisch lernen", sagte er.

Die CSU forderte die Einbestellung des türkischen Botschafters. Es dürfe nicht sein, dass ein ausländischer Staatschef zum wiederholten Male seine Landsleute in Deutschland aufwiegele, sagte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Damit seien die Integrationsbemühungen um Jahre zurückgeworfen. Dobrindt bezog sich insbesondere auf Äußerungen Erdogans, wonach die Türkei Schutzmacht für die in Deutschland wie auch in Libyen lebenden Landsleute sei. Dieser Vergleich sei "absolut unzulässig". (28.02.2011)