Deutsche Türkei Zeitung

Erste Islam-Bank in Deutschland

Die Kuveyt Türk Bank eröffnet eine Filiale in Mannheim. Experten schätzen, dass bis zu 15 Prozent der rund vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime mögliche Kunden sein könnten. Die Bank strebt möglichst schnell eine Lizenz zur Vollbank an. Dann wäre sie die erste islamkonforme Bank in Deutschland. Bisher hat sie lediglich die Erlaubnis, Geld in Drittstaaten anzulegen: Die Kunden können ein zinsloses Konto in der Türkei eröffnen.

Die Anleger erhalten keine Zinsen, sondern werden am wirtschaftlichen Erfolg der Bank beteiligt. Das Finanzhaus vermeidet Branchen, die der Koran ablehnt. In muslimisch geprägten Ländern legt die Kuveyt Türk schariakonforme Fonds im dreistelligen Millionenbereich auf, doch in Deutschland betritt die Bank Neuland. Nur wenige Finanzdienstleister, die Schweizer UBS-Bank, die Allianz oder der Vermögensverwalter Meridio, führen Fonds, die nach den Regeln des Islam aufgelegt und von einem Scharia-Rat geprüft wurden. Deren Volumen liegt im unteren zweistelligen Millionenbereich.

Das größte Potential sieht die Bank im Baufinanzierungsgeschäft. In Deutschland liegt die Immobilienbesitzquote unter Muslimen bei etwa 20 Prozent, in der Türkei dagegen bei 80 Prozent. Durch das Zinsverbot ist beispielsweise ein Hauskauf über ein normales Darlehen aber nicht erlaubt. Ein Investor - oder eine Bank - müsste die Immobilie erwerben, um sie dann mit einem Gewinnaufschlag per Raten an den eigentlichen Käufer weiterzuverkaufen. Doch dabei fiele in Deutschland zweimal Grunderwerbssteuer an, ein ziemlicher Nachteil für die islamkonforme Bank. Diese und andere steuerliche Details muss die Kuveyt Türk Bank noch mit der deutschen Finanzaufsichtsbehörde klären. (16.12.2010)