Deutsche Türkei Zeitung

Israel brüskiert türkischen Botschafter

Eine von Israel als antisemitisch angesehene türkische Fernsehserie ist der Auslöser für neue Spannungen zwischen den beiden Ländern. Israels Außenminister bestellte den türkischen Botschafter ein, demütigte ihn gezielt und das vor laufenden Fernsehkameras.

Der türkische Botschafter wurde zu einem Gespräch zum stellvertretenden Aussenminister einbestellt. Er muss lange warten, dann darf er endlich eintreten. Der Botschafter soll auf einem niedrigen Sofa Platz nehmen. Auf höheren Stühlen sitzen ihm gegenüber Israels Vize-Außenminister Ayalon und zwei Spitzenbeamte des Außenministeriums. Auf dem schmalen Beratungstisch steht nur die israelische Flagge. Ayalon wendet sich dann an die Kamerateams und macht sie auf die symbolträchige Anordnung der Unterredung aufmerksam: "Hauptsache man sieht, dass er tief sitzt und wir hoch und dass nur eine Flagge da ist. Und Ihr seht, dass wir nicht lächeln".

Anlass der gezielten diplomatischen Brüskierung: Ein privater türkischer TV-Sender strahlt eine neue Folge der Fernsehserie "Das Tal der Wölfe" aus, in der israelische Mossad-Agenten türkische Babys entführen, um sie in Israel zum Judentum zu konvertieren. Dabei geht es in der Fernsehserie blutig zu. Zu sehen sind Gewaltszenen, etwa wie der israelische Botschafter erschossen wird. Im vergangenen Jahr hatte der türkische TV-Sender nach dem Gazakrieg mit der ersten Folge der umstrittenen Serie begonnen, in der unter anderem gezeigt wurde, wie während der Militäroperation israelische Soldaten palästinensische Kinder in Gaza erschießen. Gegen diese Art von anti-israelischer Hetze müsse Israel entschieden vorgehen. Deshalb, so verteidigte sich Vize-Außenminister Ayalon, hätten sich Außenminister Lieberman und er für die öffentliche Einbestellung des Botschafters Ankaras entschieden.

Erfahrene israelische Diplomaten zeigen sich entsetzt über den "neuen Stil" des Außenamtes. So sagte der ehemalige Botschafter Israels in der Türkei, Alon Liel: "Das ist eine Art Erfindung einer neuen Diplomatie. Liebermann hat eine neue Methode des Verweises erfunden und das erscheint mir lächerlich. Diesmal hat er ihn auf einen niedrigen Stuhl gesetzt, das nächste Mal werden sie ihn zwingen, zu kriechen und beim dritten Mal werden sie ihn wohl im Eingang verprügeln". (12.01.2010)