Deutsche Türkei Zeitung

Lebenslänglich für Hochzeits-Mörder

Ein Jahr nach dem Mord an 44 Menschen bei einer Hochzeitfeier in dem südosttürkischen Dorf Bilge hat das Gericht die Hauptangeklagten zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Die sechs Hauptbeschuldigten erhielten für jedes der 44 Opfer je eine lebenslange Strafe. Ein minderjähriger Mittäter wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Täter aus niederen Instinkten handelten und dabei 44 Menschen kaltblütig ermordeten. Sie folgten der Anklageschrift und verhängten erschwerte lebenslange Haftstrafen. Sechs der Angeklagten erhielten 44-mal lebenslänglich mit erschwerter Haftstrafe. Mit dem Urteil können die lebenslänglich Verurteilten frühestens nach 24 Jahren eine Freilassung beantragen. Sie werden in Gefängniszellen des Typ F in Einzelhaft die Haftstrafen verbüßen. Die Verhandlung wurde wegen Sicherheitsbedenken in Corum abgehalten, nachdem die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes beim Innenministerium gestellt hatte. Während der Verhandlung wurden umliegende Straßen von der Polizei gesperrt und Besucher des Justizgebäudes nur nach scharfen Kontrollen eingelassen.

Am 4. Mai 2009 hatten bewaffnete Männer in der Provinz Mardin eine Hochzeitsfeier gestürmt und mit automatischen Waffen auf die Gäste geschossen. Unter den 44 Opfern waren 16 Frauen und sieben Kinder. Weitere 17 Personen wurden schwer verletzt. Zunächst dachte man, die Bluttat sei Folge eines Streits zwischen zwei Flügeln eines kurdischen Clans gewesen. Die Staatsanwaltschaft fand bei ihren Ermittlungen aber keine Hinweise auf eine Familienfehde. Im Gerichtsverfahren kam dann heraus, dass der Hauptbeschuldigte Mehmet C. das Massaker angeordnet hatte. Er hatte herausgefunden, dass seine Frau mit einem anderen Mann aus dem Dorf ein Verhältnis gehabt hatte. Der angebliche Liebhaber der Ehefrau zählte zu den Opfern des Massakers, die Ehefrau überlebte. (27.04.2010)