Am Dienstag, den 22. März 2011, bringt SAT 1 einen Film über die 247 Tage von Marco Weiss im türkischen Gefängnis. Kurz vor dem Ende des Osterurlaubs 2007 lernte der 17-jährige Marco die 13-jährige Britin Charlotte in einer Disco kennen. Auf dem Zimmer des Mädchens kam es zu Zärtlichkeiten zwischen den beiden Jugendlichen. Das Mädchen sprach von einer Vergewaltigung. Später stellt ein Gutachter fest, dass das Mädchen noch Jungfrau war. Marco kam ins Gefängnis.
Aus Deutschland griffen die Anwälte Matthias Waldraff und Michael Nagel ins Geschehen ein. Das war aber für Marco kontraproduktiv. Den beiden Anwälten ging es mehr um ihre Selbstdarstellung als um ihren Mandanten. Dann meinten auch noch einige deutsche Politiker, ihren Senf dazugeben zu müssen.
Wegen unvollständiger Akten wurden die Sitzungen immer wieder vertagt. Ein Gerichtsreporter der "Sabah" mit langjähriger Prozesserfahrung erläuterte: "Der Richter gab sich grosse Mühe, den Fall korrekt abzuwickeln. So dauerte jede Sitzung an die drei Stunden. Das ist bei der Überlastung türkischer Gerichte sehr ungewöhnlich. Der Medienandrang aus Deutschland erhöhte den Druck auf den Richter zusätzlich."
Am 14. Dezember 2007 lag die Aussage des angeblichen Opfers endlich in Übersetzung vor. Das fehlende Dokument war Hauptursache der Verzögerungen. Marco Weiss wird an diesem Tag ohne Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen und erhält die Genehmigung nach Deutschland auszureisen. Der Prozess war damit zwar noch nicht beendet, aber Marcos Zeit als Häftling. Der weitere Prozess in der Türkei fand in Abwesenheit des Angeklagten Marco Weiss statt. Am 16. September 2009 verurteilte die Strafkammer in Antalya Marco wegen sexuellen Missbrauchs zu zwei Jahren, zwei Monaten und 20 Tagen Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Marcos türkischer Anwalt legte Revision ein.
In der Türkei ist jede sexuelle Belästigung von Kindern unter 15 Jahren strafbar. Das sehen die Behörden auch sehr eng. (21.03.2011)