Deutsche Türkei Zeitung

Türkei verkauft Staatsbetriebe

Die türkische Regierung will auch in diesem Jahr mehrere Staatsunternehmen privatisieren. Im vergangenen Jahr hatte die Privatisierungsagentur ÖIB nur 1,5 Mrd. Euro eingenommen. Für 2010 sind Erlöse von rund 7,0 Mrd. Euro geplant.

Auf starkes Interesse dürfte die geplante Privatisierung von Verkehrswegen stoßen. Die Türkei will die beiden Bosporus-Strassenbrücken in Istanbul, die Stadtautobahnen von Ankara und Izmir sowie sieben weitere Autobahnstrecken an private Betreiber verkaufen. Darunter ist auch die wichtige West-Ost-Verbindung von Edirne über Istanbul nach Ankara. Die Erwerber sollen eine Maut-Konzession mit einer Laufzeit von 20 bis 25 Jahren erhalten. Einzelheiten soll ein Gesetz regeln. Bereits vor zwei Jahren hatte die Regierung die Brücken und Autobahnen ausgeschrieben. Sie war aber an einem Einspruch des Obersten Verwaltungsgerichts gescheitert, das eine Rechtsgrundlage für die Vergabe der Konzessionen verneinte. Allein die Privatisierung der Bosporusbrücken und der neun Autobahnen könnte die Staatskassen mit rund sieben Mrd. Euro füllen.

Bereits im ersten Quartal will die Behörde mit den Vorbereitungen zur Privatisierung mehrerer Kraftwerke beginnen. Mehrere grössere Stromfabriken sollen entweder an die Börse gebracht oder an Investoren verkauft werden. Im Februar werden die ersten vier Regionen zur Privatisierung angeboten. Drei weitere Netze folgen Mitte des Jahres. Der türkische Strommarkt wächst jährlich um rund sieben Prozent. Die südwestdeutsche EnBW will in den nächsten Jahren rund eine Mrd. Euro in Windkraftanlagen in Anatolien investieren. RWE plant mit dem Partner Turcas den Bau von zwei Kraftwerken.

Auch weitere Anteile des Kommunikationskonzerns Türk Telekomunikasyon stehen zum Verkauf. Seit 2005 hält die Saudi Oger Ltd. 55 Prozent an Türk Telekom, 15 Prozent sind im Streubesitz, 30 Prozent liegen noch beim Staat. Von diesem Rest soll die Hälfte zum Verkauf angeboten werden. (11.01.2010)