Deutsche Türkei Zeitung

"Türkei steht am Scheideweg"

Manny Fontenla-Novoa, Chef von Thomas Cook, sieht die Türkei an einem Scheideweg, wenn sie die Erfolge im Tourismus fortsetzen will. Vor Vertretern der Hotel- und Reisebranche sagte er in Antalya: "Sie müssen sich entweder für eine stabile und langfristige Entwicklung entscheiden, oder für eine Entwicklung, in der sie hohe Profite erzielen, aber nur für kurze Zeit."

Fontenla-Novoa unterstrich, dass Thomas Cook deshalb 2009 nicht den Profit, sondern vielmehr den Erhalt und den Ausbau der Kapazitäten im Blick gehabt habe, und fügte hinzu: "In der Türkei steigen die Hotelpreise seit zwei Jahren, doch es wird schwerfallen, dies fortzusetzen. Wenn Sie darauf bestehen, werden Sie Selbstmord begehen."

"Zu wenig Unterstützung aus der Türkei

Fontenla-Novoa führte weiter aus, dass die Preise in der Türkei trotz der schlechten Marktbedingungen in den letzten Jahren gestiegen seien, obwohl die Konkurrenten der Türkei im Vormarsch seien. Er wies darauf hin, daß Spanien, Griechenland und Ägypten bei den Verträgen für 2010 Flexibilität bei Preisnachlässen zeigten, und sagte: "Nur bei der Türkei sehen wir einen starken Preisanstieg. Da hat die Türkei ein Problem, denn die Konkurrenz bleibt nicht untätig. Sie unterstützt uns vielmehr auch auf bei Werbung und PR, doch aus der Türkei erhalten wir in dieser Hinsicht nur wenig Unterstützung. Man kann die Entwicklung nicht fortführen, ohne zu investieren. Es wäre ein großer Fehler zu glauben, dass das Wachstum stets so weitergehen wird."

"Auch 2010 wird eine schwieriges Jahr"

Fontenla-Novoa betonte, dass eine langfristig stabile Entwicklung nur bei gegenseitiger Unterstützung mit den Hotelpartnern möglich sei, und fügte hinzu: "2010 wird ein ebenso schwieriges Jahr wie 2009 werden, die Arbeitslosigkeit wird weltweit zunehmen, die Erdölpreise steigen weiter, und es gibt Risiken wie die Schweinegrippe und den Terror. Deshalb werden wir in 2010 stärker zusammenarbeiten müssen."

Thomas Cook hätte in der Krise die Kapazitäten verkleinern können: "Diesen Weg haben wir aber nicht gewählt. Wir haben stattdessen auf unseren Profit verzichtet und dadurch den Markt geschützt. Doch nun ist es an der Zeit, uns stärker zu unterstützen und enger mit uns zusammen zu arbeiten. Wir haben mit unserer Entscheidung 2009 immerhin auf eine Gewinnmarge von 26 % verzichtet. Auf der anderen Seite halten wir die Produkte, die die Türkei anbietet, für unzureichend und wollen auf diesem Markt weiterhin wachsen. Wenn Sie das Ihrige dazu tun und die notwendigen Schritte bei der Preispolitik, den Standards, den Investitionen in Infrastruktur und der Diversifizierung der Produkte unternehmen, können wir diese Ziele gemeinsam erreichen."

"Die Preise von 2009 beibehalten"

Fontenla-Novoa betonte, dass man nicht fordere, die Preise zu senken, "aber wir halten es für angemessen, wenn sie das Preisniveau von 2009 beibehalten würden. Zur Zeit erhöht nur die Türkei die Preise für die Verträge, die Konkurrenten senken sie. Wir arbeiten langfristig zusammen. Nun ist es wichtig zu sehen, ob Sie sich für eine langfristige Entwicklung oder für eine kurzfristige mit hohen Profiten entscheiden werden. Wenn wir planvoll vorgehen könnten, können wir den Markt noch auf das Doppelte ausbauen."

Fontenla-Novoa sprach auch die Investitionspläne für die Zukunft an, und sagte: "Wir wollen nicht mit Anlagen im eigenen Besitz, sondern zusammen mit Partnern und Fusionen wachsen. In der nahen Zukunft werden wir unsere Pläne für Russland und China konkretisieren, später wollen wir dann auch in den USA vertreten sein."