Deutsche Türkei Zeitung

Brandy und Briska feiern Geburtstag

Schicksal zweier Hunde, die keiner wollte

Briska und Brandy feiern ihren 2. Geburtstag

Briska erzählt: Hallo, mein Name ist Briska, und ich bin nun schon zwei Jahre alt. Das hört sich für Menschen nicht viel an, aber wir Hunde sind mit zwei Jahren schon viel reifer als Menschenkinder mit zwei Jahren. Als wir, meine Schwester Brandy und ich, unseren ersten Geburtstag feierten, hat Frauchen noch unsere Geschichte geschrieben, nun können wir auch einmal zu Worte kommen.

Brandy und Briska feiern Geburtstag

Als ich noch klein war, wusste ich gar nicht, was Straßenhunde sind. Aber nun schreibt Frauchen immer über meine armen Artgenossen und füttert sie. Früher haben wir deshalb immer gebellt, aber dann hat Frauchen geschimpft und uns erzählt, dass das ganz arme Hunde und Katzen sind, die doch tatsächlich selber für ihr Futter sorgen müssen.

Also, ich kann mir das gar nicht vorstellen. Herrchen und Frauchen haben mir zwar erzählt, dass ich in Kestel an einem großen Hotel im Müllcontainer gefunden wurde, aber ich weiß davon nichts mehr. Kinder sollen mit mir gespielt haben, und Martina hat das gesehen und mich einfach mitgenommen. Dann hat sie Herrchen angerufen, ob ich dort am Haus mit rumlaufen kann. Herrchen hat gesagt, sie soll einfach mal mit mir kommen, und das tat sie auch. Dann hat Frauchen mich gesehen und gesagt, dass ich viel zu klein bin, um draußen alleine rumzulaufen und dass ich in die Regenrinne rutschen würde. Ob sie da ein bisschen übertrieben hat?

Frauchen und Martina sind dann sofort mit mir zum Tierarzt gefahren. Ich habe meinen Impfpass bekommen und Frauchen sollte sagen, wie ich heißen soll. Aber stellt Euch vor, Frauchen hat nur herumgestottert: "Ähm, das kommt überraschend, ich habe einen Hund in Deutschland. Wir müssen arbeiten, ich wollte gar keinen Hund hier" und so weiter. Dann habe ich sie mit meinen grünen Augen fragend angeschaut, ich glaube, die anderen Menschen haben genauso geschaut, dann sagte Frauchen: "Hm, sie soll Briska heißen. Jetzt habe ich wohl einen Hund." Dann ging es rund, sie hat Futter gekauft und Hundebabymilch, ich bekam mein erstes Halsband, ein Katzenhalsband, weil ich so klein war. Sie kaufte eine Katzenbox, die war von der Stunde an mein Zuhause. Ich durfte darin überall mit, und geschlafen habe ich darin auch. Frauchen erzählt immer, dass sie noch eine Babydecke, eine Kuscheltier und eine Wärmflasche mit reingelegt hat, weil selbst die Katzenbox sonst zu groß gewesen wäre.

Ich hatte eine Familie gefunden und wir alle hatten irre viel Spaß. Aber Herrchen und Frauchen mussten immer wieder nach Deutschland. Meine Papiere waren noch nicht da und ich konnte nicht mit. Ich blieb dann immer bei einem guten Bekannten, der auch ganz lieb zu mir war. Aber sowie meine Papiere fertig waren, durfte ich immer mitfliegen. In Deutschland habe ich nun auch eine große Familie, viele Menschen und noch drei Hunde. Das ist immer ein Spaß, wenn wir zusammen sind; dann sind wir zu fünft, und die Menschen haben nicht mehr viel zu sagen.

Aber bevor ich zum ersten Mal nach Deutschland flog, erzählten mir Herrchen und Frauchen etwas von einer Schwester. Ich wusste gar nicht, was sie meinten. Dann fuhren sie mit mir zu Martina, und die hatte einen kleinen, schwachen Hund auf dem Arm. Als wir uns sahen, erkannten wir uns wieder, es war tatsächlich meine Schwester. Sie ist heller als ich, hat aber auch grüne Augen. Sonst sehen wir uns total ähnlich. Wir tobten vor Freude, wie die Verrückten. Spielten Fangen um die Palmen herum und sprangen uns immer wieder an.

Herrchen und Frauchen hatten gar keine Chance, uns wieder zu trennen, aber das wollten sie auch gar nicht. Also fuhren wir zusammen nach Hause. Aber meiner Schwester ist es nicht so gut ergangen wie mir. Sie hatte ständig Angst und versteckte sich.

Nun sind wir, meine Schwester und ich, schon zwei Jahre alt und unsere Familie würde uns für kein Geld der Welt wieder hergeben.

Brandy erzählt: Hallo Leute, ich bin Brandy. Wie Briska schon erzählt hat: ich wurde viel später gefunden und hatte schon harte Zeiten hinter mir. Ich will mich gar nicht mehr an diese schreckliche Zeit erinnern. Ich war so klein und hatte Hunger, aber überall wurde ich weggescheucht und getreten. Ich konnte später nicht einmal an Herrchen vorbei gehen, wenn er Schuhe anhatte. Ich erinnerte mich an die Tritte, bekam Panik und rannte weg.

Es war Regenzeit, ich hatte Hunger und alles tat mir weh. In dieser Zeit gibt es weniger Touristen, also auch weniger Abfälle, und ich hatte nichts zu fressen. An die Mülltonnen kam ich nicht, weil ich viel zu klein war und vor Menschen hatte ich panische Angst. Menschen bedeuteten für mich nichts Gutes.

Ich wusste nicht mehr ein noch aus, es regnete, und ich trottete so vor mich hin. Dann sah ich eine Frau mit einem großen Hund. Die Frau war Martina, aber damals kannte ich sie ja noch nicht. Sie hockte sich nieder und sprach ganz lieb mit mir, aber ich traute ihr überhaupt nicht. Ich hatte furchtbare Angst vor Menschen, sie waren bisher nur gemein zu mir.

Ich versteckte mich unter nassen Sträuchern, und Martina ging mit ihrem großen Hund nach Hause. Ich schlich ihr unauffällig hinterher und sah, dass vor ihrem großen Menschenhaus noch ein ganz kleines Haus stand. Sah das gemütlich aus!

Ich versuchte, ein trockenes Plätzchen zu finden, aber alles war nass und matschig. Nach einiger Zeit kam Martina alleine zurück, ohne den großen, schönen Hund. Sie hatte etwas in der Hand, das sehr lecker roch, aber ich traute mich nicht zu ihr hin. Sie legte es dann einfach für mich hin und ging wieder.

Es fing noch stärker an zu regnen, trotzdem kam Martina bald wieder und brachte noch jemanden mit. Jetzt redeten sie gemeinsam auf mich ein. Ich verstand kein Wort und als sie auch noch in mein Versteck krabbeln wollten, ging ich einfach rückwärts in die Dornenbüsche rein, dann war ich sie los. Aber sie ließen nicht locker, immer wieder und wieder kam Martina mit anderen Leuten und wollte mich überreden, zu ihr zu kommen.

Immer, wenn sie weg waren, schaute ich zu dem gemütlichen kleinen Haus. Irgendwann sah ich Martina wieder mit ihrem großen Hund weggehen und ein roter Kater spazierte hinterher. Ich dachte: "Endlich sind sie weg. Bestimmt ziehen sie jetzt weiter und das schöne, kleine Haus wird frei."

Ich zog einfach ein und machte es mir gemütlich. Konnte ich damit rechnen, dass sie jemals wieder zurückkommen? Aber sie kamen zurück und der rote Kater stand fragend vor mir, denn es war sein Haus. Peinlicher geht es ja wohl nicht! Aber Martina freute sich wie verrückt, nahm mich auf den Arm und ich hatte keine Angst mehr.

Sie hat mich erst einmal trocken gerieben und etwas Leckeres zu fressen gegeben. Dann ist sie mit mir zum Tierarzt gefahren, und der hat gesagt, dass ich eine Lungenentzündung habe und nur noch zwei Tage gelebt hätte.

Von da an ging es mir besser, aber immer wieder holten mich die Ängste ein. Es hat sehr lange gedauert, bis ich wieder Vertrauen zu Menschen gefunden habe. Aber Herrchen hat mich stundenlang auf seinem Schoß gestreichelt und alle waren ganz lieb zu mir und haben mich immer beschützt. Irgendwann wusste ich: ich habe nun eine eigene Familie, und mir wird nie wieder jemand etwas tun.

Herrchen und Frauchen erzählen: Es ist ein bisschen wie mit Kindern. Sie sind da, machen viel dummes Zeug, aber sie werden geliebt.

Natürlich gab es Zweifel, denn von Deutschland aus ist man es gewöhnt, dass man sich vor der Anschaffung der Hunde alles etliche Male durch den Kopf gehen lässt. Hier sind wir ein bisschen überrollt worden und sind heute dankbar dafür.

Für kein Geld der Welt würden wir unsere beiden Lieblinge wieder hergeben. Das Geben und Nehmen ist im guten Gleichgewicht, wir sind eine Familie. Es ist kein Opfer, Hunden, die keiner haben will, ein Zuhause zu geben. Zunächst denkt man an alle möglichen Einschränkungen, aber wenn sie da sind, dann fühlt nur noch die Zuneigung und nicht mehr die Einschränkung.

Wir sind sehr glücklich, dass wir Brandy und Briska haben. Sie haben ihren Platz und auch ihre Aufgaben in der Familie. Ob in Deutschland oder der Türkei, sie sind überall gern gesehen und werden geliebt.