Deutsche Türkei Zeitung

Erfolgsgeschichte "Der treue Rex"

In einer Siedlung in Kestel lebte Rex mit seiner holländischen Familie friedlich zusammen. Er war es gewöhnt in der Wohnung zu schlafen und nicht selbst für sein Fressen und Wasser sorgen zu müssen. Es ging im so, wie es eigentlich jedem Hund auf dieser Erde gehen sollte! Nie wäre der große, stolze Hund auf die Idee gekommen, dass sich an diesem gewohnten Zustand etwas ändern könnte.

Eines schönen Tages lief er wie so oft draußen herum und freute sich seines Lebens. Dass ihn der Verwalter der Siedlung nicht besonders mochte, lag vielleicht an seiner stattlichen Größe. Rex war aber ein sehr freundlicher Hund, und er nahm die Feindseligkeit des Hausmeisters gelassen hin. Denn ER hatte ja seine Familie, und eigentlich konnte ihm ja nichts geschehen. Geduldig wartete Rex auf Frauchen und Herrchen, denn die beiden waren weggefahren und schon bald würden sie wiederkommen, da war er sich ganz sicher. Bestimmt waren sie nur einkaufen oder am Strand.

Er lief herum, legte sich mal auf die Wiese und auch mal in den Schatten eines Strauches. "Es kann ja nicht mehr lange dauern", dachte der liebe Hund. Aber es dauerte und dauerte, es wurde dunkel und wieder hell, aber seine Familie war immer noch nicht da. So ging es Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat.

Rex mußte sich sein Fressen selbst suchen, er war nicht so geübt darin wie die Straßenhunde, und so musste er oft mit knurrendem Magen schlafen gehen. Gut, dass die Nachbarn von seinem geliebten Frauchen und Herrchen ihn hin und wieder fütterten.

Rex konnte oder wollte nicht begreifen, was der Verwalter schon lange wußte - seine Familie hatte ihn verlassen. Sie werden nie wieder zurückkommen. Sie sind wieder in ihre Heimat nach Holland umgesiedelt und hatten ihn einfach vor die Türe gesetzt. Der Verwalter wurde immer gemeiner zu Rex, denn er wollte ihn unbedingt loswerden.

Wenn der grausame Mann das Futter, welches die Nachbarn Rex schon einmal hinstellten, sah, dann schüttete er es weg. Die Decken, die ihm im Tunnel zum Strand ausgelegt wurden, warf er in den Müll. Er trat und beschimpfte Rex, und zu allerletzt schlug er ihn wiederholt mir einer Eisenstange.

Aber Rex blieb, denn er kannte nur dieses Zuhause. Er wartete treu auf seine Familie.

Tierliebe Menschen sprachen mit dem Verwalter, aber der ließ sich nicht umstimmen. Nachdem wir, die private Initiative, nun auch noch vergeblich mit dem Mann sprachen, war uns klar, hier müssen wir eingreifen, denn für solche Fälle haben wir das Geld schließlich erwirtschaftet.

Als wir in die Siedlung, gleich hinter dem Rathaus von Kestel, ankamen, sahen wir Rex. Der hübsche Hund war voller Wunden, besonders auf Kopf waren blutende Wunden.

Wir nahmen Rex an die Leine und suchten den Tierquäler, um ihn ein letztes Mal zur Rede zu stellen, aber der hatte sich vor uns versteckt. Später sagte es großkotzig in die Runde: "Hätten DIE den Köter heute nicht mitgenommen, dann hätte ich ihn erschlagen."

Natürlich hatten wir schon eine Unterkunft für Rex in einer Hundepension gebucht. Eine Tierschützerin stellte uns in Aussicht, Rex über ihre Homepage zu vermitteln. Wir wußten, dass Rex nur diese eine Chance hat, nach Deutschland vermittelt zu werden.

Uns war klar, dass wir diesen kostspieligen Weg mit Rex gehen werden, und so wurde alles getan, um seine Ausreisepapiere zu bekommen. Die Prozedur begann: Tierarztbesuch, entwurmen, impfen, Impfung wiederholen, Titer bestimmen lassen usw.

Als Rex endlich ausreisefertig war, kam einschliesslich der Pensionskosten eine Summe von rund 1.500 TL zusammen. Bis dahin war nicht einmal sicher, ob wir neue Besitzer finden würden. So lange mußte er noch in der Pension bleiben.

Um die Chancen zu erhöhen, sollte er schon einmal zu einer Pflegefamilie. Dann wäre er schon einmal in Deutschland, und die Pflegefamilie hat auch einen Hund, und Rex ist nicht so alleine.

Lieber hätten wir Rex in einem endgültigen Zuhause gesehen, aber er wurde immer unzufriedener in der Pension. Andere Hunde kamen und wurden auch wieder abgeholt, aber Rex mußte bleiben. Es war Zeit für ihn, nicht mehr einer von Vielen zu sein, sondern auch ein Zuhause zu haben.

Wir übernahmen selbst die Flugpatenschaft, so konnten wir uns überzeugen, dass seine Pflegefamilie nette Leute sind. Schon der Empfang am Flughafen war liebevoll, herzlich und beruhigend. Aber was das Schönste war, schon nach wenigen Tagen war klar, die Leute geben den lieben Rex nicht mehr her, er wird ein Teil dieser tierlieben Familie sein.

Schon lange sind Rex körperliche Wunden verheilt. Er wird geliebt und hatte einen tollen Spielkameraden gefunden. Aber mit den Fotos aus seinem neuen Zuhause erhielten wir die traurige Nachricht, dass sein Freund und Mitbewohner plötzlich verstorben ist. Nicht nur die Familie, auch Rex leidet entsetzlich unter dem Verlust.

Wir sind froh und glücklich, dass Rex es so gut getroffen hat, und wünschen allen, dass die seelischen Wunden auch bald geheilt sind.

Das war ein schönes Beispiel dafür, dass man durch Fleiß und Einsatz einer armen Kreatur schnelle Hilfe leisten kann. Ohne unsere Feste zu Gunsten der Straßentiere und die Hilfe der vielen Besucher wäre das nicht möglich. (07.10.2010)